...nicht verzagen - nach dem umfangreichen Text findest Du ein paar Fotos zur Entspannung...!
Das Fahren mit breitem Vorderrad in einer Gespannschwinge, hier im Eldorado-Gespann.
Haben wir uns doch „aus Versehen“ darauf eingelassen, eine Moto Guzzi California 1400 Eldorado zum Gespann umzubauen auf Basis von extravaganten Wünschen des Auftraggebers.
Erst mal noch nicht extravagant war der Wunsch nach Verbindung der Guzzi mit einem Zoccoletto Seitenwagen. Hier ausgesucht der Zoccoletto Monoposte Sport. Lackiert in tiefem glänzendem Schwarz mit weißen Zierstreifen, passend zum Design des Motorrades, macht der Zoccoletto schon eine elegante Figur…!
Zudem ausgestattet mit einem BBS Rad in schwarz und polierten Alufelgen – steht im gut! Als Bereifung kam ein 185/65 x 15“ zum Einsatz. Passt gut zur Erscheinung des „kräftig“ gebauten Zoccoletto.
Aber jetzt mussten die neuen Gespann - Räder im Motorrad der Linie im Seitenwagen folgen. Das Solomotorrad ist für sich bereits eine sehr stattliche Erscheinung, piefliche 15“ Räder kamen dafür nicht in Frage. Würden aus der gelungenen Erscheinung einen übergroßen Roller machen.
Also 17zöller ausgesucht und erwählt mit einer Breite von 205mm sollte das auch hier der Erscheinung genügen.
Hinterradschutzblech und entsprechender Platz darunter ist guzziseits bereits für einen 200 Motorradreifen dimensioniert, so dass für die 205er Breite des Reifens weder an Hinterradschwinge noch an den Platzverhältnissen etwas anzupassen gewesen war.
Jetzt mussten „nur“ noch die Räder im Motorrad konstruiert und entwickelt werden. Ergebnis siehe Fotos unten.
Aber auch eine raumgreifende Gespann-Vorderradschwinge zur Aufnahme des breiten Reifens.
Die Stabilität in die Gespannschwinge zu bekommen war eine eher wenig fordernde Aufgabe, ist doch unsere Gespannschwinge bereits seit Jahrzehnten bekannt und beliebt und geschätzt als eine außergewöhnlich stabile Konstruktion.
Auch in der hier notwendigen schon außergewöhnlichen Breite tut sie ihren Job souverän.
Diese hochgradige Stabilität ist bei einem Breitreifen hiesiger Anwendung auch bitter nötig…!
Anders als bei einer Achsschenkellenkung (mit intelligenter geometrischer Auslegung) muss die Vorderradgabel die Spurrillenempfindlichkeit von breiteren und breiten Reifen voll aufnehmen und verdauen.
Diese Problematik haben wir bei der ersten Probefahrt auch heftig zu spüren bekommen. In der Vergangenheit haben wir erst lediglich ein Gespann mit gleicher Vorderraddimension gebaut, die Guzzilla.
Auch hier in der Homepage zu besichtigen.
Die hatte aber einen doppelt so breiten Lenker wie die Eldorado – und dieser Lenker bestand noch dazu aus fettem dickwandigem Rohr von 50mm Durchmesser und entsprechendem Gewicht. Breite und Gewicht des Lenkers wirkten wie ein eingebauter Lenkungsdämpfer…!
In Überlegung des hier zu gedachten Anforderungen passenden Nachlaufes des Vorderrades wählten wir schließlich einen sehr geringen.
Der Schuss ging aber so was von nach hinten los…!
Gespann nicht fahrbar, über 60 Kmh fühlte es sich überlebensgefährlich an…!
Also neuer unterer, kürzerer Schwingarm gebaut für 30mm längeren Nachlauf. Zudem kürzere Zugstreben für die Bremsabstützung angefertigt. Schon besser, aber noch keinesfalls zufriedenstellend. Also Nachlauf weiter erhöht, noch mal um weitere 25mm, noch mal kürzere Zugstreben gebaut.
Jetzt passt es. Zudem hatte sich nun das Vorderrad wesentlich dem Motorrad genähert, was der Ästhetik, der optischen Erscheinung sehr gut getan hat.
Nach wie vor jedoch fahrtechnisch mit ein paar Einschränkungen.
Die da wären, dass auf buckligem, häufig ausgebessertem Straßenbelag und auf Längstrillen das Eigenleben des Vorderrades beherrschbar wurde, aber immer vom Fahrer gefordert bleibt, mit Konzentration auf die Fahrbahnbeschaffenheit zu achten.
Auf der anderen Seite ist das Fahrvergnügen absolut ungetrübt auf Straßen mit glattem neuwertigem Asphalt. Und nicht nur das: das Gespann funktioniert gänzlich ohne Lenkungsdämpfer…! Weder das typische Aufschaukeln bei langsamer Fahrt stellt sich ein, noch ist auf buckligen Straßen bei konzentrierter Fahr Dämpfung der Lenkung angebracht. Ganz im Gegenteil. Ohne Dämpfung ist nach Eingewöhnung des Fahrers auf die Besonderheiten (vielleicht nach vorsichtigen einhundert bis zweihundert Kilometer Fahrstrecke zur Eingewöhnung) das leichte Nachgeben auf die Eigenreaktionen auf Grund der Radeigenheiten mit gesteuerter Begrenzung der geringen Ausschläge in Fleisch und Blut übergegangen und wird gar nicht mehr sehr als Störfaktor wahr genommen – ohne Dämpfung, wie gesagt. Gedämpft funktioniert diese leichte „Gegensteuern“ nur bedingt, die Dämpfung stört dabei als Einschränkung der Bewegungs- Reaktionsfreiheit.
Weiterer höchst positiver Effekt: bei schon recht extremem sportlichem herausbeschleunigen aus Linkskurven läuft das Gespann wie auf Schienen dem Vorderrad nach, keinerlei Ansätze, über das Vorderrad – wie so häufig üblicherweise zu beobachten – im Kurvenausgang nach außen zu driften.
Ganz überraschend war dann auch noch der Effekt des breiten Reifens vorn, sicherlich gepaart mit dem langen Radstand der Guzzi, dass bei kräftigem Bremsen allein über die Vorderradbremse das Gespann keinerlei Anstalten macht, nach links zu ziehen. Fuhr weiterhin stur geradeaus. WIE GESAGT; OHNE GLEICHZEITIG Seitenwagen- oder Hinterradbremse zu bedienen.
Wobei hier bei diesem Gespann aus Gründen der Einfachheit nicht das Zoccolettoria – Integralbremssystem mit doppeltem Integral eingebaut wurde. Die Vorderradbremse blieb original mit seinen beiden Bremsen im Rad, die Seitenwagenbremse wurde hier mit separatem Hydraulikzylinder mit dem Fußpedal bedient.
Letztendlich wurde dieses Guzzi-Zoccoletto-Gespann in seiner technischen Ausführung eine zufriedenstellende Konzeption mit sehr hohem Fahrspaß.
...von vorn schon eine beeindruckende Erscheinung
...von hinten benahe schon ein wenig sexy anzuschauen...!
Die Spur ist schon recht breit geraten. Die von Guzzi großzügig breit angelegten Trittbretter, hier speziell natürlich das rechte :-)), hatten bei der Festlegung der Spurbreite das Sagen...!